Udo Kelter
25.08.2022
(erweitert am 28.08.2022)

Die Genderdeutsch-Debatte im Frühjahr - Sommer 2022





Kontext

Die Universität Siegen hat 2022 Dr. Dr. h.c. Navid Kermani die Ehrendoktorwürde verliehen. Auf der Festveranstaltung am 12. Mai 2022 hielt Herr Kermani einen Vortrag "Das generische Maskulinum", in dem er das Verschwinden desselben prophezeite. Wie bei diesem heftig umstrittenen Thema kaum anders zu erwarten, konnte es im Rahmen der Festveranstaltung nicht erschöpfend diskutiert werden. Die weitere Diskussion wurde auf das Onlineforum "Das generische Maskulinum" verschoben.

Vor kurzem ging eine Nachricht an alle Teilnehmer des Forums, daß es Ende August geschlossen wird. Die Aktivität im Forum hat in der Tat merklich nachgelassen. Im Rest der Medienwelt geht es dagegen weiter hoch her. Man trifft fast jeden Tag auf irgendeinen Bericht oder Kommentar, in dem es um die Abschaffung des generisches Maskulinums geht, also um das "Gendern". Thematisch liegt man also voll im Trend.

Während der "Lebenszeit" des Forums vom Mai bis August sind über 100 mehr oder weniger einschlägige Artikel in größeren Medien erschienen. Neben vielen Einzelartikeln gab es mehrere "Aufreger" bzw. wiederkehrende Theman, die mehrere, z.T. über ein Dutzend Publikationen zur Folge hatten. Sie kreisen um die gleiche Hauptnachricht und sind sich inhaltlich ähnlich. Diese Themen sind i.f. zuerst dargestellt. Am Ende folgt eine Liste "sonstiger" Artikel.


Die Linguisten-Initiative

Ende Juli 2022 veröffentlichte eine größere Gruppe von Linguisten auf der Webseite https://www.linguistik-vs-gendern.de/ einen Protest gegen das Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und forderten eine kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage. Anfangs hatten 56 Linguisten und einige "weitere Unterzeichner" den Aufruf unterstützt. Inzwischen liegt die Zahl der Linguisten bei knapp 300, die Zahl der "weiteren Unterzeichner" bei 450. Als "Linguist" zählt nur, wer ein sprachwissenschaftliches oder ein literaturwissenschaftliches Studium absolviert hat. Unter den Unterzeichnern finden sich zahlreiche Linguistik-Professoren bzw. einschlägig Promovierte sowie Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung, der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, der Gesellschaft für deutsche Sprache und des PEN-Zentrums.

Alleine aufgrund der sehr hohen Zahl fachlich ausgewiesener Personen dürfte diese Initiative die mit Abstand wichtigste und fundierteste aktuelle Stellungnahme zum Thema Gendern sein.

Die Webseite bietet neben dem lesenswerten Aufruf u.a. eine längere Liste von Quellen und eine sehr umfangreiche Zusammenstellung der neueren Umfragen zum Thema "Gendern", die i.d.R. eine sehr deutliche Ablehnung des Genderns in der Bevölkerung nachweisen.

Quellen


Kontroverse um das "nur-mitgemeint"-Sein beim generischen Maskulinum

Die ganze Debatte um das generische Maskulinum geht von der alten feministischen Hypothese aus, daß Frauen beim generischen Maskulinum "nur mitgemeint" werden - genauer gesagt von Lesern bzw. Hörern weniger häufig mitverstanden werden - und daß dies bei gegenderten Formen besser aussieht. Zu dieser Hypothese sind zahlreiche psycholinguistische Studien durchgeführt worden. Diese Studien haben selbst für Laien offensichtlich gravierende methodische Mängel und werden deswegen vielfach als unbrauchbar angesehen. U.a. ist die benutzte Gruppe der Testpersonen, typischerweise etwa 100 Studenten, viel zu klein und sozial bzw. mental sehr speziell, also nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Hinzu kommen fehlerhafte Operationalisierungen der Forschungsfrage (Benutzung von Suggestivfragen, sprachlich falsche Verwendung des Maskulinums(1), Nichtberücksichtigung des Kontexts). Dies und weiteres kritisierte Beher am 22.06.2022 in der FAZ an der neuen Studie von Körner et al. Die Autoren antworteten am 13.07.2022, worauf Beher seinerseits am 02.08.2022 antwortete. Die letzte Antwort bringt die Unzulänglichkeit dieser und der meisten anderen Studien sehr gut auf den Punkt. Kritisiert wurde die Studie auch von Eisenberg und Kurfer.

Kurfer lieferte eine ausführliche Übersicht über die (meist schon lange bekannten) wissenschaftlichen Mängel der neuerer und älterer soziolinguistischer Studien, die die Schädlichkeit des generischen Maskulinums beweisen wollen. Den Gesamteindruck kann man als vernichtend bezeichnen, Kurfer kommt zum Fazit: Es gibt schlichtweg keine wissenschaftlichen Belege, dass wir beim generischen Maskulinum eher an Männer denken.

Quellen


Gutachten von Hans-Jürgen Papier

Hans-Jürgen Papier, der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, hat im im Auftrag der Theo-Münch-Stiftung für die Deutsche Sprache die Frage untersucht, welche Vorgaben sich spezifisch aus dem Verfassungsrecht für die Amts- und Rechtssprache ergeben und inwieweit die Regelung der Sprache in die Regelungskompetenz des Staates fällt. Sein 21-seitiges Gutachten kommt zu dem Fazit (ab S. 18), daß die übliche Verwendung des generische Maskulinums nicht dem Verfassungsauftrag widerspricht, sondern insb. wegen der Lesbarkeit und eindeutigen Verständlichkeit Vorteile bietet. Andererseits stellt die Verwendung "geschlechtergerechter" Amts- und Rechtssprache innerhalb bestimmter Grenzen auch keinen Verstoß gegen das Grundgesetz dar. Verfassungsrechtlich unzulässig wäre eine staatliche Normierung der Sprache im privaten und gesellschaftlichen Bereich, auch im schulischen Bereich.
Das Gutachten dürfte für die weitere Debatte sehr wichtig werden, erzeugte allerdings bisher in den größeren Medien fast keine Resonanz.

Quellen


Zwang zum Gendern in Unternehmen

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Durchsetzung des Genderdeutschs besteht darin, daß viele Unternehmen ihre Mitarbeiter in unterschiedlichem Umfang nötigen oder zwingen, Genderdeutsch zu verfassen oder zu konsumieren. Der Druck variiert von "unverbindlichen" Leitlinien über eindeutige Vorschriften bis hin zu "Schulungen", oft als "Diversity-Trainings" bezeichnet(2).

Besonders relevant sind hier Großunternehmen wegen der hohen Zahl Betroffener, aber auch wegen deren Meinungsmacht bzw. Vorbildfunktion sowie der juristischen Schlagkraft. Genderdeutsch ist hier kein Selbstzweck, sondern wird fast immer als ein Mittel (neben anderen Mitteln wie Teilzeitbeschäftigung und Inklusionsmaßnahmen) zur Unterstützung und Förderung von "Diversität", also der Heterogenität der Mitarbeiter oder Kunden, verstanden. Übergeordnet geht es darum, bei den regierenden Parteien Wohlwollen zu erzeugen, und letztlich darum, den geschäftlichen Erfolg zu optimieren. Kollateralschäden an der Sprache spielen aus dieser Sicht keinerlei Rolle.

Bemerkenswert ist hier übrigens, daß in den Firmenverlautbarungen der Begriff "gendergerechte Sprache", der bei Ideologen beliebt, bei genauer Betrachtung aber sehr problematisch ist, vermieden wird. Stattdessen ist von "genderneutraler Sprache" die Rede(3).

Quellen

Der Prozeß gegen Audi

Audi ist eines der Unternehmen, die Mitarbeiter zum Gendern zwingen. Audi erzwingt in einem Leitfaden den Gender-Tiefstrich. Einigen Nachhall in der Presse hatte ein Prozeß eines Mitarbeiters von VW gegen Audi. Der VW-Mitarbeiter war bzw. ist selber gar nicht zur aktiven Nutzung des Leitfadens verpflichtet, sondern muß nur dessen Resultate konsumieren. Er hatte gegen denn Leitfaden geklagt, die Klage scheiterte aber. Die passive Betroffenheit des Klägers reichte dem Gericht nicht aus. Der Mitarbeiter hat unterdessen beim Oberlandesgericht Ingolstadt Berufung gegen das Urteil eingelegt. Der Fall wird weiterhin für Presseberichte sorgen.

Quellen


Die "ARD-Diversity-Tag-Affäre"

Im Rahmen des ARD-Diversity-Tag 2022 veranstaltete der Bayerische Rundfunk ein für Schüler gedachtes Diskussionspanel pro und contra Gendern. Das Panel war mit ca. 2 Dritteln Genderbefürwortern besetzt, die Ankündigung war rappelvoll mit Gendersternen, der BR ließ also keinen Zweifel an seinen pädagogischen Absichten. Am Ende der Sendung wurden die online teilnehmenden Schüler nach ihrer Meinung zum Gendern und der Änderung der Meinung infolge der Sendung gefragt. Ca. 20% hatten keine Meinung, knapp die Hälfte fand Gendern weiterhin unnötig, ca. 10% fanden Gendern ab jetzt doof, nur knapp 20% fanden Gendern ab sofort oder weiterhin klasse. Bemerkenswert klar drückte die Moderatorin - offenbar als Konsens der Diskussionsrunde - ab ca. 41:40 aus, daß das Gendern von oben her beschlossen wurde und nun möglichst rasch "unten ankommen" muß. O-Ton:
... Das heißt aber auch, daß wir tatsächlich irgendwann vielleicht noch mal die Diskussion führen müssen, sozusagen, wie wir die Veränderung weiterkriegen, also wie wir sie schneller voran kriegen, und nicht sozusagen Gremien es beschließen und dann vielleicht die Schüler Innenschaft nicht mitgenommen wird, sondern eben quasi wirklich irgendwie der Sprecher Innenrat sagt, ja wir wollen jetzt Gendern, aber eben es unten nicht ankommt. ...
Das unerwünschte Ergebnis sah die Moderatorin konsequenterweise als "Aufruf" an, die Veranstaltung 2023 zu wiederholen. Deren Sinn lag offenbar trotz anderslautender offizieller Sprechweise darin, das Gendern "unten" durchzusetzen.

Publik wurde die Sendung erst Wochen später, als ein Clip mit dem Abstimmungsergebnis und der Reaktion der Moderatorin in den sozialen Medien kursierte. "Die da unten" waren nicht amüsiert. Es folgten gut 10 Presseberichte und zwei Stellungnahmen von CSU-Politikern, die die Indoktrination durch den ÖRR kritisierten.

Quellen


Gendern für Fortgeschrittene bei der Lokalzeit des WDR

Die Lokalzeit des WDR ist, ausweislich der exzessiven :innen-Schreibweise auf seinen Webseiten. ohnehin streng feministisch. Noch einen Tacken feministischer war der Begriff "IntensivkrankenschwesterIn", den der Moderator Stefan Fuckert in der Lokalzeit Südwestfalen vom 09.08.2022 gleich zweimal für eine Interviewpartnerin benutzte. Der Vorfall erzeugte bundesweites Stirnrunzeln und wurde als Indiz für die feministische Gehirnwäsche in den und durch die ÖRR-Redaktionen interpretiert, zumal die WDR-Moderatorin Catherine Vogel vor etwa einem Jahr die gleiche Wortschöpfung benutzte. Auf Nachfragen ordnete der WDR den Vorfall als "kleinen Versprecher" ein. Fuckert selber gab in der Siegener Zeitung zu Protokoll, es habe so auch auf seinen Moderationskarten gestanden - dann war es offenbar auch noch ein "kleiner Verschreiber", der außerhalb der ÖRR-Redaktionen vermutlich unvorstellbar ist.


Weitere Publikationen

  1. "Möchten diskriminierungsfrei kommunizieren": ZDF äußert sich zum Thema Gendern. RND, 10.05.2022.
  2. Melanie Wenzke: How to Gendern: Mit der Familie über Geschlechter-Fragen sprechen. Brigitte, 11.05.2022.
  3. Stefan Schlagenhaufer, Thomas Sulzer: Stadt Frankfurt soll gendern! Bild, 12.05.2022.
  4. Schauspieler Heiner Lauterbach kritisiert Gendersprache. wirtschaft.com, 14.05.2022.
  5. Ingo Meyer: Gendern ist eine sprachliche Katastrophe. Berliner Zeitung, 15.05.2021.
  6. Renate Greil: Störende Sternchen. Süddeutsche, 18.05.2022.
  7. Krieg der Sternchen in Mönchengladbach. RP Online, 18.05.2022.
  8. Armin Nassehi, Irmhild Saake: Das Männer-Frauen-Spiel. FAZ, 18.05.2022.
  9. "Zeichnende Person" - Rechtsstreit um gegenderten Begriff endet mit Vergleich. Welt, 20.05.2022.
  10. Verlag muss Gen­dern rückgängig machen. LTO, 20.05.2022.
  11. Dieter Roettig: Gendergruß am Dießener Rathaus. Merkur, 20.05.2022.
  12. Renate Greil: "Erschreckender Beschluss". Süddeutsche, 22.05.2022.
  13. Gerald Modlinger: Gender-Streit am Ammersee: Sprache und Macht. Augsburger Allgemeine, 23.05.2022.
  14. Ärztetag für gendergerechte Sprache in der Selbstverwaltung. Deutsches Ärzteblatt, 27.05.2022.
  15. Dieter Roettig: "DIESSENER*INNEN" zieren jetzt den Taubenturm. Merkur, 30.05.2022.
  16. Tobias Kurfer: Streit ums Gendern: "Lehrer" war nie ein Wort bloß für Männer. Berliner Zeitung, 05.06.2022.
  17. Isabel Heusser: Achtung, liebe Zürcher*innen: Die Stadtverwaltung kommuniziert jetzt mit dem Genderstern. NZZ, 08.06.2022.
  18. Streit um ein Sternchen: Wie sprechen wir richtig? SWR, Zur Sache Baden-Württemberg. 09.06.2022 20:15.
  19. Finden Sie geschlechtergerechte Sprache, sogenanntes Gendern, wichtig oder unwichtig? Statista, 14.06.2022.
  20. Dann wäre Putin ein Gewinnender. FAZ, Fraktur, 18.06.2022.
  21. Ingo Meyer, Tomasz Kurianowicz (Interview): Redakteur der Berliner Zeitung: "Das Gendern sexualisiert die Sprache". Berliner Zeitung, 21.06.2022.
  22. Max Haberich: Interview mit Max Haberich zu "Gendern? Nein, danke!". IFB Verlag, 21.06.2022.
  23. Hans Jürgen Heringer: Richtig GEGENDERT?: Ironischer Sprachtrainer. Mykum Verlag; 2. Edition, 22.06.2022.
  24. Theodor-Wolff-Preis 2022: Ingo Meyer gewinnt Journalistenpreis. Berliner Zeitung, 22.06.2022.
  25. Jana Stäbener: 7 Tweets zeigen, wie sich Gender-Gegner lächerlich machen. buzzfeed.News, 22.06.2022.
  26. 15.000 lesen über Mailverteiler mit: Nürnberger Uni führt Gender-Leitfaden ein und löst heftige Kritik aus. Focus, 22.06.2022.
  27. Christa Blümel: Nicht-Gendern vermasselte Steirerin Chance auf Job. Krone, 23.06.2022.
  28. Kai Gohlke: "Gendern" in der Zeitung findet wenig Zustimmung. Onetz, 23.06.2022.
  29. Max Haberich: Gerndern? Nein, danke!: Wurzeln und Auswirkungen der Gender-Ideologie. IFB Verlag, 01.07.2022.
  30. Sabine Mertens: Abkehr von der Gendersprache in Politik, Verwaltungen, Bildung und Gesetzgebung jetzt! openpetition.de, 05.07.2022.
  31. Dimitri Taube: Promis gendern eine Woche lang und verraten, was das mit ihnen gemacht hat. Titanic, 07.07.2022.
  32. Birgit Schmid: Von «gebärenden Personen» und «Körpern mit Vagina»: Wie das Wort «Frau» verdrängt wird. NZZ, 08.07.2022.
  33. ORF-Zuseher klagt - Bluthochdruck wegen Gendern im TV. Heute.at, 09.07.2022.
  34. Fatina Keilani: Punktabzug fürs Nicht-Gendern ist rechtswidrig - aber Studenten wehren sich kaum dagegen. NZZ, 09.07.2022.
  35. Beschwerde beim ORF: Zuschauer soll wegen Gendersprache Bluthochdruck bekommen haben. RND, 11.07.2022.
  36. Beate Hinrichs, Anna Katharina Mangold: Gendern in der Rechtssprache? LTO, Podcast "Allein unter Juristen", 13.07.2022.
  37. Frank Jöricke: Von Lokführern zu "Lenker:innen" - die Angst der Konzerne vor "dem Kunden". Welt, 14.07.2022.
  38. Christian Schierwagen: Warum das Streiten übers Gendern so sinnlos ist. Brigitte, 18.07.2022.
  39. Felix Herz: "Umerziehung der Bevölkerung": Söder teilt gegen Gendern und Regierung aus - FDP kontert. Merkur, 22.07.2022.
  40. Jörg Phil Friedrich: Deutscher Rat für Rechtschreibung zum Gendern: Kein öffentlich-rechtlicher Doppelpunkt haben. Freitag 29/2022, 23.07.2022.
  41. Thomas Mader: Kampfzone Gendersprache: Warum das Binnen-I dem Text schadet. WAZ, 26.07.2022.
  42. Peter Eisenberg: Das Gendern gefährdet unser höchstes Kulturgut: Deutsch als einheitliche Sprache. Berliner Zeitung, 02.08.2022.
  43. Sebastian Geisler, Hans-Jörg Vehlewald: "Gendern ist für Wichtigtuer". Bild, 02.08.2022.
  44. "Wichtigtuerei von Leuten, die von Sprache keine Ahnung haben" - Sprachexperte Wolf Schneider kritisiert Gendern. RND, 03.08.2022.
  45. Anke Engelke über Gender-Debatte: #Was ich nicht verstehe, ist der Zorn". RND, 08.08.2022.
  46. Gregor Gysi, Luisa Hofmeier (Interview), Jennifer Wilton (Interview): Gender-Sprache? "Bin nicht bereit, in meinem Alter in jedem Satz viermal ,Ugh` zu machen". Welt, 09.08.2022.
  47. Friedrich Merz: Meine fünf Forderungen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Krise. Badische Neueste Nachrichten, 13.08.2022.
  48. Markus Arndt: Kein "Bürger:innen-Service" für Hamburg. Bild, 16.08.2022.
  49. Berliner Lehrplan für Schulen sieht Gender-Sprache nicht vor. RBB, Sendung rbb88,8, 16.08.2022, 15:24 Uhr, 16.08.2022.
  50. Für "normgerechten Spracherwerb": Gendersprache gehört laut Senat nicht an Berliner Schulen. RND, 16.08.2022.
  51. Senat: Gendersprache nicht als Schreibweise im Unterricht. Süddeutsche, 16.08.2022.
  52. Linguistin fordert: Geschlechtergerechte Sprache an Schulen zulassen. RND, 18.08.2022.
  53. Meike Kreil, Mario Thieme: Gendern im Rundfunk? Die Sender sollten sich hüten! t-online, 23.08.2022.
  54. Larissa Hoppe: Gendern ist riesengroßer Unsinn. BZ Berlin, 24.08.2022.
  55. Markus Arndt: Boss Ploss boxt Antrag gegen Gender-Zwang durch. Bild, 25.08.2022.
  56. Christian Gehrke: Heinz-Rudolf Kunze: Bei Gender-Sprache wird mir körperlich übel. Berliner Zeitung, 27.08.2022.
  57. Ralf Vogel: Ist Gendern links? Nachdenkseiten, 28.08.2022.
  58. Bernd Rippert: Veranstalter sauer! Sozial-Bürgermeisterin spricht sich bei Chemnitzer CSD gegen Gendern aus. Tag24, 28.08.2022.
  59. Felicitas Breschendorf: Warum wir häufiger "Menschen mit Uterus" anstatt "Frauen" sagen sollten. Buzzfeed, 29.08.2022.
  60. Bundesbeauftragter legt Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit vor. Spiegel, 30.08.2022.
  61. Plan gegen Queerfeindlichkeit vorgelegt. Tagesschau, 30.08.2022.
  62. Kristin Hermann: Lesung mit umstrittener Autorin in Bremen abgesagt. Weser-Kurier, 31.08.2022.

Anmerkungen

(1) Ein bekanntes Beispiel ist die Geschichte von "dem Chirurgen", der eine Frau ist. Es wird sehr häufig von Befürwortern des Gendern gebracht, ist aber faktisch eine arglistige Täuschung der uninformierten Debattenteilnehmer, weil hier eklatant gegen Standards verstoßen wird, wie das generische Maskulinum üblicherweise verwendet wird.

(2) Diversity-Trainings, die tw. auch als Anti-Sexismus-Trainings oder Anti-Rassismus-Trainings bezeichnet werden, zielen oft nicht nur auf eine oberflächliche Änderung der Sprache, sondern auf eine umfassende Veränderung von persönlichen Überzeugungen und Werten ab. Sie verstehen sich also als grundlegende Änderung der Persönlichkeit von Mitarbeitern, also letztlich als Gehirnwäsche. Die wissenschaftliche Literatur zu solchen "Trainings" zeigt seit langem, daß sie statistisch keinen Erfolg haben, sondern vielfach das Gegenteil wirken.

(3) Hier kann man sich wieder einmal fragen, oder der Begriff "Gender" verstanden worden ist. "Gender" wurde als i.w. soziale Rolle oder Menge von Verhaltensmustern eingeführt, als eigenes soziales Merkmal von Personen unabhängig vom (biologischen) Geschlecht. Juristisch wird die "genderneutrale Sprache" i.d.R. mit Verweis auf das Urteil des Bundesverfasungsgericht begründet, das eine dritte Alternative "divers" als Geschlechtseintrag verordnete. Grund hierfür waren aber primär Intersexuelle, die biologisch nicht eindeutig als männlich oder weiblich klassifiziert werden können. Statt "genderneutral" müßte es daher eigentlich "geschlechtsneutral" heißen.